Nach der Landtagswahl vom 14. September 1930 wurde in Braunschweig eine neue Regierung von der Bürgerlichen Einheitsliste und der NSDAP gebildet. Für die konservativen Parteien waren die politischen Gegensätze zur SPD zu stark, um über eine große Koalition zu verhandeln. Unter dem Deutschnationalen Werner Küchenthal und dem Nationalsozialisten Anton Franzen wurde eine scharfe Abkehr von der bisherigen Landespolitik eingeleitet: Reformen des Berufsschulwesens wurden rückgängig gemacht, sozialdemokratische Kreisdirektoren, Polizeioffiziere und Schulleiter abberufen, Lehrer der weltlichen Schulen entlassen. Der ortsfremde Franzen hielt sich jedoch nicht lange. Sein Nachfolger, der in Preußen wegen seiner NSDAP-Aktivitäten zwangspensionierte Realschulrektor Dietrich Klagges, gab seinen Einstand als Polizeiminister mit der Genehmigung einer Großkundgebung: dem Aufmarsch von mehr als 100.000 SA-Leuten am 17. und 18. Oktober 1931. Diese „Besetzung“ der Stadt führte zu heftigen Auseinandersetzungen in den Arbeiterstraßen. Von 61 Verletzten und zwei getöteten Arbeitern berichtete der Polizeipräsident. 25.000 Menschen kamen zur Beerdigung der beiden Opfer. In der Stadthalle auf dem Schützenplatz, die 8.000 Menschen fasste, fand am 24.10. eine Gegenkundgebung statt.
Um 1932 zur Wahl des Reichspräsidenten kandidieren zu können, benötigte der staatenlose Adolf Hitler die deutsche Staatsbürgerschaft. Die braunschweigische Regierung bot ihre Hilfe an: Hitler wurde als Regierungsrat an der braunschweigischen Gesandtschaft in Berlin eingestellt und erhielt so die Staatsbürgerschaft. Er wurde unmittelbar nach der Überreichung der Ernennungsurkunde beurlaubt. Bei den Wahlen des Jahres 1932 gelang der NSDAP auch in Braunschweig eine ungewöhnliche Mobilisierung ihrer Anhänger. Die bürgerliche Mitte verlor immer mehr an Zustimmung. Die Linksparteien gerieten in die Defensive. Die radikalere KPD hatte auf Kosten der Sozialdemokraten Zugewinne. Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler durch den Reichspräsidenten als Reichskanzler eingesetzt. Dieses war auch für die Nationalsozialisten in Braunschweig das Signal, ihre Machtposition weiter auszubauen.
Nachdem Göring als kommissarischer Preußischer Innenminister am 22. Februar die Aufstellung einer Hilfspolizei aus SA, SS und „Stahlhelm“ veranlasst hatte, folgte Klagges am 1. März. Mit der Reichstagsbrandverordnung vom 28.2.1933 wurde eine rechtliche Grundlage geschaffen, politische Gegner in so genannte Schutzhaft zu nehmen. SA- und SS-Hilfspolizei nutzte dieses zu willkürlichen Verhaftungen. Am 9. März 1933 stürmte SS-Hilfspolizei das Volksfreund-Gebäude, den Sitz der SPD. Die SS begann alle Sozialdemokraten, die im Landtag oder Kommunalvertretungen Mandate hatten, in das Volksfreund-Gebäude zu holen und dort zu zwingen, den Verzicht auf die Mandate zu erklären. Der Stadtverordnete Matthias Theisen und der Eisenbahngewerkschafter Hermann Basse wurden bei den Folterungen getötet. Als am 27. März Angehörige des bereits verbotenen Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold in den Stahlhelm eintreten wollten, besetzten reguläre Polizei und bewaffnete SS- und SA-Hilfspolizei das vom Stahlhelm genutzte AOK-Gebäude. Die NSDAP-Organisationen verwandelten die Krankenkasse zur gefürchteten Folterstätte. Etwa 2400 Nazi-Gegner wurden in den folgenden Wochen hierher verschleppt. Auch der Antisemitismus der neuen Machthaber tobte sich aus. So fand am 11. März eine „Aktion“ gegen jüdische Geschäfte statt. Im Juli verhafteten SS-Männer zehn Mitglieder der Jugendgruppe des „Bundes jüdischer Frontkämpfer“. Benno Zauderer wurde bei den Verhören erschlagen. Die öffentlichen Inszenierungen einer deutschen „Volksgemeinschaft“ nahmen nun in schneller Folge zu. Nachdem am 20.4.1933 in Braunschweig unter großer Beteiligung Hitlers Geburtstag gefeiert und am 29.4. der nationalsozialistische Landtag eröffnet worden war, sollte der 1. Mai als „Tag der nationalen Arbeit“ ein nächster Höhepunkt werden. Alle „Schaffenden“ sollten diesen Feiertag gemeinsam begehen. Auf dem Leonhardplatz versammelten sich nach der Berichterstattung der Landeszeitung 80.000 Menschen. Der Terror wurde jedoch nicht ausgesetzt. Razzien und „Überholaktionen“ gegen NS-Gegner hielten bis zum September an. 26 Menschen wurden allein im Land Braunschweig bei den Gewaltaktionen des Jahres 1933 getötet.